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Leitlinie „Diagnostik und Thrapie der Skabies“ der DDG

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Datum der Veröffentlichung: 31.01.2016
Ablaufdatum: 30.01.2021
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-052.html

Definition

  • deutsch: Krätze, englisch: scabies, französisch: gale
  • Infektion der Haut durch die Krätzemilbe oder Skabiesmilbe (Sarcoptes scabiei variatio hominis)
  • kennzeichnend sind Milbengänge, ein Hautausschlag unterschiedlicher Morphologie und schwerer sowie quälender Juckreiz, welcher namensgebend ist

Biologie des Erregers, Infektiosität und Transmission

  • auf den Menschen spezialisierter, obligater Parasit
  • Krätzemilbe gehört zu den Spinnentieren
  • vorderer Teil des Körpers, der die Mundwerkzeuge trägt, wird Gnathosom genannt
  • Weibchen schlitzen mit dolchähnlichen Chelizeren die Haut durch kauähnliche Bewegung auf und verbreitern gleichzeitig mit Gnathosom das Loch
  • Penetrationsvorgang dauert zw. 20 und 30 min
  • Infektiosität von Skabiesmilben ist umso geringer, je länger sie von ihrem Wirt getrennt sind
  • Skabiesmilben mit großer Wahrscheinlichkeit nicht länger als 48 Stunden infektiös bei in Deutschland üblichem Raumklimata
  • in der Regel wird die Skabies durch direkten Haut-zu-HautKontakt übertragen;Übertragung eines einzigen begatteten Milbenweibchens oder mehrerer, geschlechtlich unterschiedlich determinierten Larven reichen aus
  • da sich Skabiesmilben nur langsam bewegen und sich an Geruch- und Temperaturgradienten orientieren, setzt eine Übertragung einen großflächigen, längeren und kontinuierlichen Haut-zu-Haut-Kontakt in der Größenordnung von 5 bis 10 Minuten voraus
  • Infestationsrisiko steigt mit der Anzahl der Milben auf der Hautfläche und ist sehr hoch bei der Scabies crustosa (Krustenskabies)

Vorkommen

  • kommt weltweit vor
  • betrifft Personen jeden Alters
  • Ausbrüche in Einrichtungen treten dort auf, wo Personen über längere Zeit zusammenleben, betreut oder medizinisch versorgt werden, und in denen zusätzlich Haut-zu-HautKontakte regelmäßig vorkommen (z.B. Kindergärten, Einrichtungen für Behinderte, Obdachlosenasyle, Gefängnisse, Altersheime und Krankenhäuser)

Klinisches Bild

gewöhnliche Skabies

  • Inkubationszeit bis zum Erscheinen der ersten Symptome: zwei bis fünf Wochen
  • primäre Floreszenzen bestehen aus kommaartigen, wenige mm bis 1 cm langen Milbengängen, an deren Ende sich manchmal ein kleines Bläschen ausbildet
  • häufig in den Interdigitalfalten der Hände und Füße, Ellenbogenstreckseiten, vordere Axillarfalten, Brustwarzenhof, Nabelregion, Gürtellinie, Gesäß, Analfalte, Perianalregion, Leisten, Knöchelregion, die inneren Fußränder und insbesondere der Penisschaft
  • bei Säuglingen und Kleinkindern findet man typische Hauterscheinungen auch am behaarten Kopf, im Gesicht sowie palmoplantar
  • zusätzlich tritt eine stark Ekzemreaktion mit charakteristischem, starken Juckreiz auf; sie ist Ausdruck einer zellvermittelten Immunantwort vom verzögerten Typ gegen Milbenprodukte und beginnt bei einer Reinfestation aufgrund bereits bestehender Sensibilisierung bereits nach 1 bis 4 Tagen.
  • durch Kratzeffekte, Verkrustung und mögliche Impetiginisierung entsteht im Laufe von Wochen ein vielfältiges morphologisches Bild

Scabies crustosa

  • Scabies crustosa kommt bei immunsupprimierten, aber auch anderweitig suszeptiblen Patienten vor
  • hoch ansteckend, da sich mehrere Millionen Milben auf der Haut befinden
  • bereits kurze Hautkontakte können zur Infestation führen
  • überproportional häufig von Scabies crustosa betroffen sind auch Personen mit Verhaltensauffälligkeiten, ausgeprägter Demenz oder starker Einschränkung in der Fähigkeit, sich zu kratzen (Paresen oder Paraplegie)
  • klinisches Bild unterscheidet sich von der gewöhnlichen Skabies und zeigt diffuse Hyperkeratosen, gelegentlich Krusten und Borken auf erythematösem Grund mit fein- bis mittellamellärer Schuppung, oft mit palmoplantaren Hyperkeratosen und Nagelbefall
  • manchmal Verwechslung mit einer Psoriasis oder einem hyperkeratotischen Ekzem
  • für Skabies sonst typischer Juckreiz fehlt mitunter
Published inLeitlinien kompakt

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