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Leitlinie „Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD“ der GOLD (Update 2023)

veröffentlichende Fachgesellschaft: Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 14.11.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://goldcopd.org/2023-gold-report-2/

Definition

  • COPD: heterogene Lungenerkrankung, welche durch chronische Atemwegssymptome (Dyspnoe, Husten, Auswurf) aufgrund von Atemwegsanomalien (Bronchitis, Bronchiolitis) und/oder der Lungenbläschen (Emphysem) gekennzeichnet ist, und so zu einer anhaltenden, oftmals progredienten Behinderung des Luftstroms führt
  • Exazerbation: Ereignis, welches durch verstärkte Dyspnoe und/oder Husten und Auswurf gekennzeichnet ist
    • Verschlimmerung innerhalb von < 14 Tagen
    • begleitet von Tachypnoe und/oder Tachykardie

Pathologie, Pathogenese und Pathophysiologie

Pathogenese & Pathobiologie

  • Zustand, welcher durch komplexe, kumulative und dynamische Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt zu einer Lungenschädigung mit Veränderung bzgl. Entwicklung und Alterung führt
  • Rauchen stellt hierbei den Schlüssel-Risikofaktor für das Entstehen dar
  • als Reaktion auf chronische Reizstoffe wie Zigarettenrauch kommt es zur verstärkten Ausbildung von Entzündungen, welche sich durch erhöhte Zahl von Makrophagen in den peripheren Atemwegen, im Lungenparenchym und in den Lungengefäßen zeigt
  • dadurch kommt es im Epithelgewebe zu Freisetzung einer Vielzahl von Entzündungsmediatoren
  • darüberhinaus kommt es zu strukturellen Veränderungen des Lungengewebes, wie z.B. einer peribronchioläre Fibrose oder Gefäßveränderung in den Lungen

Pathophysiologie

  • Verursachung von Atemwegsobstruktion durch Mischung aus einer Erkrankung der kleinen Atemwege (Erhöhung des Atemwegswiderstands) und einer Zerstörung des Lungenparenchyms (Emphysembildung, was den normalen elastischen Rückstoß des Lungenparenchyms verringert)
  • fortschreitende Behinderung des Gasaustausches in den Lungen bedingt durch strukturelle Anomalen in Atemwegen, Alveolen und dem Lungenkreislauf
  • pulmonale Hypertonie verursacht Kombination aus einem Verlust/Ausfall des pulmonalen Kapillarbettes aufgrund eines Emphysems und/oder einer hypoxischen Vasokonstriktion der kleinen Lungenarterien
    • schwere pulmonale Hypertonie bei COPD ist jedoch selten

Diagnostik

Symptomatik

  • chronische, progrediente Dyspnoe
  • rezidivierender Stridor
  • chronischer Husten (mit Auswurf)
  • Atemwegsobstruktionen
  • rezidivierende Infektionen der unteren Atemwege
  • erhöhte Sputum-Produktion
  • Engegefühl in der Brust
  • Erschöpfung
  • zusätzliche Symptome einer schweren COPD
    • Gewichtsverlust, Muskelschwund und Anorexie
    • Knöchelschwellungen (Zeichen für Vorliegen Cor pulmonale)
    • depressive und/oder ängstliche Symptomatik

Diffenrentialdiagnosen

  • Asthma
  • Herzinsuffizienz
  • Bronchiektasie
  • Tuberkulose
  • Bronchiolitis obliterans
  • diffuse Panbronchiolitis

Therapie

Klassifikation der Exazerbation

  • leicht: noch mit kurz wirksamen Bronchodilatatoren behandelbar (SABD)
  • mittel: Behandlung mit SABDs plus Antibiotika und/oder oralen Kortikosteroiden
  • schwer: Patient muss ins Krankenhaus eingeliefert werden (schwere Exazerbationen können auch mit akutem Atemstillstand einhergehen)

Einteilung der klinischen Symptomatik

  • keine respiratorische Insuffizienz
    • Atemfrequenz: ≤ 24 Atemzüge/min
    • Herzfrequenz: < 95/min
    • kein Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • keine Veränderungen des Bewusstseinszustandes
    • Hypoxämie verbesserte sich mit zusätzlichem Sauerstoff (FiO2: 24-35 %)
    • kein Anstieg des PaCO2.
  • akutes respiratorisches Versagen – nicht lebensbedrohlich
    • Atemfrequenz > 24/min
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • keine Veränderung des Bewusstseinszustandes
    • Verbesserung der Hypoxämie mit zusätzlichem Sauerstoff (FiO2: > 35 %)
    • Hyperkapnie, d.h. PaCO2 im Vergleich zum Ausgangswert oder um 50 – 60 mmHg erhöht
  • akutes respiratorisches Versagen – lebensbedrohlich
    • Atemfrequenz > 24/min
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • akute Veränderungen des Bewusstseinszustand
    • Hypoxämie, die durch zusätzlichen Sauerstoff nicht besser wird oder FiO2 > 40 % erfordert
    • Hyperkapnie, d.h. PaCO2 im Vergleich zum Ausgangswert erhöht oder erhöht > 60 mmHg oder das Vorliegen einer Azidose (pH ≤ 7,25)

Behandlung schwerer, aber nicht lebensbedrohlicher Exazerbation

  • zusätzliche Sauerstofftherapie sowie Pulsoxymetrie
  • Gabe von Bronchodilatatoren
    • ggf. Erhöhung der Dosierung und/oder Häufigkeit von kurzwirksamen Brochodilatatoren
    • Kombination von Beta-2-Agonisten & Anticholinergika
  • Gabe oraler Kortikosteroide in Betracht ziehen
  • NIV in Betracht ziehen
  • Flüssigkeitshaushalt überwachen
  • Erkennung & Behandlung von Begleiterkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Herzrhythmusst., Lungenembolie usw.)

Indikationen für Einweisung auf Intensivstation

  • schwere Dyspnoe, welche nicht auf initiale Therapie anspricht
  • Veränderungen Bewusstseinszustand (Verwirrtheit, Lethargie, Koma)
  • persistierende oder sich verschlechternde Hypoxämie oder schwere bzw. sich verschlechternde respiratorische Azidose (pH < 7,25) trotz Sauerstoffgabe und NIV-Therapie
  • ggf. schon Indikation zur invasiven, maschinellen Beatmung
  • hämodynamische Instabilität (Bedarf an Vasopressoren)

Indikationen für NIV-Therapie

  • respiratorische Azidose (PaCO2 > 6,0 kPa oder 45 mmHg und pH < 7,35)
  • schwere Dyspnoe mit Symptomen wie Ermüdung der Atemwegsmuskulatur, erhöhte Atemarbeit, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, paradoxe Atmung oder thorakale Einziehungen
  • persistierende Hypoxämie trotz Sauerstoffgabe

Indikationen für invasive, mechanische Beatmung

  • fehlende Compliance für NIV oder frustrane NIV-Therapie
  • Zustand nach Atem- oder Herzstillstand
  • vermindertes Bewusstsein; psychomotorische Unruhe, welche durch Sedierung nicht ausreichend kontrolliert werden kann
  • massive Aspiration oder anhaltendes Erbrechen
  • anhaltende Unfähigkeit, Atemwegssekrete zu entfernen
  • schwere hämodynamische Instabilität ohne Ansprechen auf Infusionstherapie und vasoaktive Medikamente
  • schwere ventrikuläre oder supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen
  • lebensbedrohliche Hypoxämie bei Patienten, die NIV nicht tolerieren
Published inLeitlinien kompakt

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