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Leitlinie „Prehospital Management of Traumatic Brain Injury“ der Brain Trauma Foundation

veröffentlichende Fachgesellschaft: Brain Trauma Foundation
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 26.09.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1227/neu.0000000000002672

Inhaltsverzeichnis

Diagnostik

  • Überwachung hinsichtlich Hypoxämie (SpO2 <90 %; bei Kindern Oximetrie-Sensoren in geeigneter Größe verwenden)
  • Überwachung hinsichtlich Hypotonie (RRsys <100 mmHg) oder Hypertonie (RRsys > 150 mmHg) mit Messung alle 5 – 10 min mit altersspezifischer Manschettengröße
    • optimaler, altersspezifischer RRsys bei SHT:
      • ≤ 28 Tage: >70 mmHg
      • 1 – 12 Monate: > 84 mmHg
      • 1 – 5 Jahre: > 90 mmHg
      • ≥ 6 Jahre: >100 mmHg
      • Erwachsene: ≥ 110 mmHg
    • optimale, alterspezifische Manschettengröße (sofern keine passende Manschette vorhanden, regelmäßige Evaluation von Bewussstseinslage/GCS, periphere Pulsqualität & Rekap-Zeit)
      • Säuglinge: 6 × 12 cm
      • Kinder: 9 × 18 cm
      • Jugendliche: 12 × 22 cm
      • Erwachsene: 16 × 30 cm
      • große Erwachsene: 16 × 36 cm
  • Überwachung hinsichtlich Hyperventilation, v.a. bei bewusstseinsveränderten Patient*innen (etCO2 zw. 35 – 45 mmHg)
  • Überwachung hinsichtlich Hypothermie oder Hyperthermie (Ziel zw. 36 – 37 °C)
  • GCS-Evaluation bei allen Patient*innen alle 30 min und/oder bei jeder Bewusstseinsveränderung (bei Alter < 2 Jahre Nutzung des pädiatrischen GCS)
    • Dokumentation von Störfaktoren für GCS-Erhebung wie Krampfanfall (mit postiktaler Phase), Intoxikation etc.
    • zusätzlich GCS-Erhebung nach initialem ABC, Atemwegssicherung und ggf. notwendiger Beatmung
    • zusätzlich GCS-Erhebung vor Gabe von Sedativa und Muskelrelaxantien
  • Pupillenkontrolle initial und nach jeder Zustands-/Bewusstseinsveränderung sowie Suche nach Anzeichen eines orbitalen und okulären Traumas
    • Vergleich der Pupillen links & rechts (klinisch signifikant ist Unterschied im Durchmesser von > 1 mm)
    • Vorhandensein ein- oder beidseitig erweiterter Pupille(n)
    • Vorhandensein fixierten (definiert als Pupillenreaktion <1 mm bei hellem Licht)

Therapie

  • kontinuierliche O2-Gabe über Sauerstoffbrille oder -maske zur Minimierung sekundärer Schäden
  • bei Hypoxämie (SpO2 < 90 %) Überprüfung der Atemwege, ggf. Anpassung der Kopfposition und O2-Gabe
  • bei weiterhin bestehenden Hypoxie-Zeichen (zentrale Zyanose und Hypoxämie) trotz kontinuierlich erhöhtem O2-Fluss initial Neupositionierung des Kopfes, dann positive Druckbeatmung mit Beutel-Masken-Beatmung (ggf. mit Wendl- oder Guedel-Tubus) und final SGA-Einlage oder endotracheale Intubation (v.a. bei GCS < 9, Dekompensation, Atemwegsverlegung)
  • endotracheale Intubation als RSI mit Lagekontrolle durch beidseitige Auskultation & Kapnographie (nach Intubation kontinuierliche RR-, SpO2- & etCO2-Überwachung)
  • Zielwerte bei Überdruckbeatmung: AF von 10/min und etCO2 zw. 35 – 45 mmHg (CAVE: Vermeidung einer Hyperventilation, also etCO < 35 mmHg)
  • Hyperventilation mit etCO2 zw. 30 – 35 mmHg erwägen bei Herniation, also Cushing-Trias (Hypertonie, Bradykardie, unregelmäßige Atmung), GCS < 9, Beuge-/Strecksynergismen, fortschreitende neurologische Verschlechterung und ein-/beidseitig fixierte, erweiterte Pupillen
  • keine prophylaktische Gabe hyperosmolarer Lösungen (Mannitol und hypertone NaCl) bei V.a. auf ICP-Erhöhung mit/ohne Herniationszeichen
  • TXA-Gabe ist nicht generell und auch zur Prophylaxe bei ICB oder ICP-Erhöhung indiziert
  • Flüssigkeitstherapie i.v. zur Behandlung der Hypotonie (hypertoner Flüssigkeit erwägen bei GCS <8 mit vermuteter ICP-Erhöhung)
  • bei V.a. auf mittelschweres bis schweres SHT direkter Transport in Klinik mit CT, Neurochirurgie und Möglichkeit der Hirndrucküberwachung (falls Stabilisierung präklinisch nicht möglich, initial Transport in nächstgelegene Klinik zur Stabilisierung mit anschließender Weiterverlegung)
  • pädiatrische Patient*innen direkt in geeignete, pädiatrische Fachklinik oder ggf. initiale, nach Absprache, in nächstgelegene Klinik mit Neurochirurgie für Erwachsene transportieren
  • Wahl der Transportart ist so zu wählen, dass Zeit bis zu den erforderlichen Maßnahmen möglichst kurz ist
© 2023, Al Lulla. https://journals.lww.com/neurosurgery/_layouts/15/oaks.journals/ImageView.aspx?k=neurosurgery:9900:00000:00903&i=F3&year=9900&issue=00000&article=00903&type=Fulltext
Published inLeitlinien kompakt

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