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Leitlinie „Spinal Cord Protection“ der WMS (Update 2024)

veröffentlichende Fachgesellschaft: Wilderness Medical Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 11.02.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1177/10806032241227232

Grundsätzliches

  • jährl. Inzidenz von Rückenmarksverletzungen in den USA: 54 pro 1.000.000 Menschen (ca. 3 % aller Krankenhauseinweisungen aufgrund Trauma)
  • 38 % auf Fahrzeugunfälle, 32 % auf Stürze und 14 % auf Gewalt zurückzuführen
  • jährl. Inzidenz für Halswirbelsäulenfrakturen in Norwegen: 12 von 100.000 Menschen
  • jährl. Inzidenz für offene Operationen von HWS-Frakturen in Norwegen: 3 von 100.000 Menschen
  • nur ca. 2 – 10 % der Patient*innen mit Querschnittlähmung zeigen nach ersten neurologischen Tests neurologische Verschlechterung wie aufsteigende Querschnittlähmung
  • fünf relevante, zu erkennende Szenarien von Wirbelsäulenverletzungen
    • unverletzte Wirbelsäule
    • stabile Wirbelsäulenverletzung ohne bestehende oder potenzielle neurologische Beeinträchtigung
    • instabile oder potenziell instabile Wirbelsäulenverletzung ohne erkennbare neurologische Beeinträchtigung
    • instabile Wirbelsäulenverletzung mit neurologischer Beeinträchtigung
    • verletzte Patient*innen mit unbekanntem Status bzgl. Wirbelsäulenverletzung
  • Ziel ist die Einschränkung der Wirbelsäulenbewegung und nicht die strikte Immobilisierung

Hard Fact der Leitlinie

„An evidence-based, goal-oriented approach excludes the immobilization of suspected spinal injuries via rigid collars or backboards.“
(„Ein evidenzbasierter, zielorientierter Ansatz schließt die Ruhigstellung von vermuteten Wirbelsäulenverletzungen durch starre Kragen oder Backboards aus.“)

Hawkins SC, Williams J, Bennett BL, Islas A, Quinn R. Wilderness Medical Society Clinical Practice Guidelines for Spinal Cord Protection: 2024 Update. Wilderness & Environmental Medicine. 2024;0(0). doi:10.1177/10806032241227232

Empfehlungen

  • keine Nutzung der Beschreibung “clearing the spine” („Freigabe der Wirbelsäule“) in der Präklinik (Ausnahme: ausdrückliche Definition in etwaigen Protokollen/Vorgaben)
  • Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung der neutralen Wirbelsäulen-Ausrichtung während der Befreiung mit nicht starren Hilfsmitteln (Ausnahme: bei Ausrichtung kommt es zu Widerstand, erhöhten Schmerzen oder einem neuen oder sich verschlimmernden neurolog. Defizit)
  • zur Sicherung des Atemwegs ist der Esmarch-Handgriff dem Neigen des Kopfes vorzuziehen
  • Patient*innen, welche befreit werden müssen, dazu anweisen (schmerzhafte) Bewegungen im Nacken einzuschränken und ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst aus der Situation zu befreien, wenn sie wach und klar sind
  • sofern Bewegungseinschränkung erwünscht/notwendig ist, wird zum Transfer auf die Trage das Vorgehen mit „Lift & Slide“-Transfer (achsengerechtes Anheben der Person mit min. 4 Personen und Unterschieben des Spineboards) mit „Trap-Squeeze“ (Stabilisierung des Kopfs mit untergeschobenen Unterarmen und Greifen des Trapezius-Muskel bds. des Kopfes mit den Händen), ggf. in Verbindung mit einem Log-Roll-Manöver
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Logrolling_(medicine)#/media/File:Recovery_position_maneuver.jpg
  • bei Gesichtsfrakturen, Bewusstlosigkeit oder anderen Formen der Gefährdung des Atemwegs Seitenlagerung in Betracht ziehen
  • bei Rückführung der HWS in anatomische Position und Transfer der Patient*innen leichte bis mäßige Traktion (< 69 kg) anwenden
  • Nutzung von weichen Halskrausen als eines von mehreren verfügbaren Hilfsmitteln erwägen, um HWS-Bewegungen zu reduzieren (CAVE: keine Nutzung, wenn Halskrause Notfallversorgung beeinträchtigt; keine Nutzung von starren Halskrausen)
  • Nutzung von starren Halskrausen bei Morbus Bechterew kontraindiziert (bei V.a. HWS-Verletzung Nacken in bequemer Position stützen)
  • Verwendung einer Vakuummatratze für bessere Bewegungseinschränkung und verbesserten Patient*innenkomfort (Vakuummatratze ist Spineboard vorzuziehen)
  • Spineboards oder andere starre Tragevorrichtungen ggf. für den vorübergehenden Transfer nutzen (CAVE: Spineboards nicht zur Immobilisierung einsetzen)
  • Nutzung der NEXUS-Kriterien oder Canadian C-Spine Rule als Screening-Tool für die Entscheidung bzgl. der Einschränkung der Wirbelsäulenbewegung
  • keine Wirbelsäulenimmobilisierung bei isoliertem penetrierendem Trauma

WMS-Algorithmus für die Spinal Cord Protection

Quelle: 1.
Hawkins SC, Williams J, Bennett BL, Islas A, Quinn R. Wilderness Medical Society Clinical Practice Guidelines for Spinal Cord Protection: 2024 Update. Wilderness & Environmental Medicine. 2024;0(0). doi:10.1177/10806032241227232
Published inLeitlinien kompakt

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