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Leitlinie „Use of Activated Charcoal in Poisonings“ des RCH

veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.06.2017
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/

Grundsätzliches

  • Aktivkohle verringert die weitere Absorption vieler Medikamente und Toxine aus dem Magen-Darm-Trakt
  • erhöhte Ausscheidung einiger Toxine, wenn mehrere Dosen Aktivkohle verabreicht werden („gastrointestinale Dialyse“)
  • sehr begrenzte Rolle bei der Behandlung von Vergiftungen im Kindesalter
  • keine Verwendung ohne Rücksprache mit Toxikolog*in bzw. Giftnotruf
  • Aspiration von Aktivkohle kann zu erheblicher Morbidität und Mortalität führen
  • Lage der nasogastralen Sonde muss vor der Verabreichung von Aktivkohle durch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs bestätigt werden
  • Aktivkohle sollte so schnell wie möglich verabreicht werden, normalerweise innerhalb von 1 – 2 h nach Exposition

Anwendung

  • trotz angestrebter frühzeitiger Gabe von Aktivkohle nach Ingestion, sollte sie erst nach angemessener Stabilisierung verabreicht werden
  • vor Gabe kann Intubation und Beatmung erforderlich sein
  • min. 0,25 Teile Wasser und 1 Teil Aktivkohle
  • Gabe über nasogastrale Sonde mit großem Durchmesser (z.B. 10G – 14G)
  • mehrfache Gabe von Aktivkohle nur im Ausnahmefall
    • CAVE: sofortiger Stopp der Gabe, wenn die Darmgeräusche verschwinden
    • Studien zeigen positive Effekte bei lebensbedrohlicher Einnahme von Carbamazepin, Dapson, Phenobarbiton, Phenytoin, Chinin oder Theophyllin

Liste ausgewählter Toxine, bei denen Aktivkohle in Betracht gezogen werden kann

  • Amisulprid
  • Chloroquin, Hydroxychloroquin oder Chinin
  • Kalziumkanalblocker, v.a. Verapamil und Diltiazem
  • Carbamazepin
  • Colchicin
  • Betablocker
  • Flecainid
  • Methotrexat Paraquat/Diquat

Liste von Giften, bei denen Aktivkohle NICHT genutzt werden sollte und/oder kontraindiziert ist

  • Säuren und Laugen/Ätzstoffe
  • Zyanid
  • Ethanol/Methanol/Glykole
  • Eukalyptus und ätherische Öle
  • Fluorid
  • Kohlenwasserstoffe
  • Metalle, inkl. Lithium, Eisenverbindungen, Kalium, Blei
  • Mineralsäuren – Borsäure

Nebenwirkungen

  • Aspiration und fortschreitendes Atemversagen
  • Verfärbung des Stuhls
  • Verstopfung, v.a. durch Bildung von Bezoaren
  • CAVE: ZNS-Depression (mangelnde Koordination, verlangsamte/verschwommene Sprache, Schläfrigkeit etc.) oder Krampfanfälle nach Einnahme von ZNS-depressiver Substanzen
Published inLeitlinien kompakt

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