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Leitlinie „Acute Respiratory Distress Syndrome – Definition, Phenotyping and Respiratory support strategies“ der ESICM

veröffentlichende Fachgesellschaft: European Society of Intensive Care Medicine (ESICM)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 16.06.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1007/s00134-023-07050-7

Grundsätzliches

  • Acute Respiratory Distress Syndrome (Akutes Atemnotsyndrom; ARDS) = Spektrum von Zuständen unterschiedlicher Ätiologie, die gemeinsame klinisch-pathologische Merkmale haben wie
    • erhöhte Permeabilität der Alveokapillarärmembran, die zu entzündlichen Ödemen führt
    • vermehrtes nicht belüftetes Lungengewebe, das zu höherer Lungenelastizität (geringere Compliance) führt
    • erhöhte venöse Beimischung und erhöhter Totraum, die zu Hypoxämie und Hyperkapnie führen
  • AHRF (acute hypoxemic respiratory failure) = akutes hypoxämisches respiratorisches Versagen
  • ARDS macht ca. 10 % der Einweisungen auf ITS und 23 % der beatmeten Patient*innen aus, wobei die Sterblichkeit in der schweren Kategorie bis zu 45 % beträgt

grundsätzliche Empfehlung bzgl. HFNO, NIV & CPAP

  • HFNO (High Flow Sauerstofftherapie) bei nicht mechanisch beatmete Patient*innen mit akutem hypoxämischen Atemversagen anstatt konventioneller Sauerstofftherapie zur Minimierung des Intubationsrisikos
  • keine Empfehlung für/gegen den Einsatz von HFNO im Vergleich zur konventionellen Sauerstofftherapie zur Senkung der Sterblichkeit
  • keine Empfehlung für/gegen den Einsatz von HFNO im Vergleich zur kontinuierlichen CPAP-/NIV-Therapie zur Verringerung der Intubation oder Mortalität bei Patient*innen mit akutem hypoxämischem Atemversagen, das nicht auf kardiogenes Lungenödem oder akute COPD-Exazerbation zurückzuführen ist
  • CPAP/NIV anstelle von HFNO für die Behandlung von Patient*innen mit akutem hypoxämischen Atemversagen (keine Empfehlung bzgl. CPAP/NIV zur Verringerung der Mortalität im Vergleich zur HFNO bei COVID-19)
  • keine Empfehlung für/gegen den Einsatz von CPAP/NIV im Vergleich zu einer konventionellen Sauerstofftherapie zur Behandlung von Patient*innen mit akutem hypoxämischen Atemversagen, das nicht auf kardiogenes Lungenödem oder akute COPD-Exazerbation zurückzuführen ist, zur Verringerung von Sterblichkeit und Intubation
  • CPAP anstelle einer konventionellen Sauerstofftherapie zur Verringerung des Risiko einer Intubation bei Patient*innen mit akutem hypoxämischem Atemversagen aufgrund von COVID-19 (keine Empfehlung bzgl. CPAP zur Senkung der Sterblichkeit)
  • keine Empfehlung für/gegen Verwendung eines Helmes für CPAP/NIV im Vergleich zur Gesichtsmaske bei Patient*innen mit akutem hypoxämischem Atemversagen, um Intubations-/Sterblichkeitsrisiko zu senken
  • keine Empfehlung für/gegen NIV im Vergleich zu CPAP zur Behandlung von Patient*innen mit akutem hypoxämischem Atemversagen

weitere Empfehlungen

  • Verwendung von Beatmungsstrategien mit niedrigem Tidalvolumen (d.h. 4 – 8 mL/kgKG) zur Senkung der Sterblichkeit bei Patient*innen mit ARDS, das nicht auf COVID-19 zurückzuführen ist
  • keine Empfehlung für/gegen routinemäßige PEEP-Titration mit höherer PEEP/FiO2-Strategie im Vergleich zu niedrigerer PEEP/FiO2-Strategie zur Senkung der Sterblichkeit bei Patient*innen mit ARDS
  • keine Empfehlung für/gegen PEEP-Titration, die sich hauptsächlich an der Atemmechanik orientiert, im Vergleich zur PEEP-Titration, die sich hauptsächlich auf PEEP/FiO2-Strategie stützt, zur Verringerung der Sterblichkeit bei Patient*innen mit ARDS
  • zur Senkung der Sterblichkeit bei Patient*innen mit ARDS, die invasiv mechanisch beatmet werden, früh nach Intubation in Bauchlage bringen, nach Stabilisierungsphase, in der niedrige Tidalvolumina verabreicht und der PEEP angepasst wurde und an deren Ende der PaO2/FiO2 < 150 mmHg bleibt (Bauchlage min. 16 h)
Published inLeitlinien kompakt

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