veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.06.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/
Grundsätzliches
- Autismus-Spektrum-Störung (ASS) = lebenslange neurologische Entwicklungsstörung
- erste Merkmale sind meist in der frühen Kindheit bemerkbar und zeigen sich vor allem in der Art und Weise der Kommunikation und Interaktion
- Kinder und Jugendliche mit ASS werden zehnmal häufiger wegen Probleme ins Krankenhaus eingeliefert, es ist aber oft schwieriger einzuschätzen, was das Problem ist
- es kann zu begleitenden, rezidivierenden Zusammenbrüchen, selbstverletzendem Verhalten und Aggression kommen, welch Indizien sein können für eine zugrundeliegende körperliche Erkrankung, die diese Schmerzen, emotionale Dysregulationen, Ängste oder Kommunikationsschwierigkeiten verursacht
- oftmals bestehen neurologische/psychiatrische Komorbiditäten wie ADHS, Angststörungen etc.
- typische Merkmale oder Muster bei Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung in unterschiedlicher Ausprägung
- Beeinträchtigung der sozialen Kommunikation und Interaktion, daher sind in Stresssituationen kurze Sätze und eine eher faktenbasierte als gefühlsbasierte Kommunikation sinnvoll
- einschränkende, repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten, v.a. Stereotypien bzw. stark fixierte Routinen (Stimming) verbunden mit der Unfähigkeit, mit plötzlichen Änderungen/Unterbrechungen dieser Routinen umzugehen
- Sinnesüber/-unterempfindlichkeiten gegenüber lauten oder unerwarteten Geräuschen, Licht, Farben, Texturen, Gerüchen und/oder Berührungen
(Fremd-)Anamnese-Fragen
- Gibt es irgendetwas, das wir sofort tun können, um Ihrem Kind zu helfen?
- Wie war ggf. der letzte Krankenhausaufenthalt? War Ihr Kind bzgl. der aktuellen Problematik schon einmal in Behandlung?
- Gab es Auslöser dafür, dass Ihr Kind jetzt in der aktuellen Situation ist?
- Wie können wir in dieser Situation etwas für Sie und Ihr Kind einfacher gestalten?
- Woran würden wir erkennen, dass Ihr Kind Schmerzen hat?
- Wie können wir Ihr Kind am besten trösten?
- Wie drückt Ihr Kind seine Bedürfnisse/Wünsche aus?
- Wie sagt Ihr Kind ja/nein?
- Wie versteht Ihr Kind im Allgemeinen die Kommunikation – verbal/nonverbal/visuell? (Wäre ein Video oder ein Bildbeispiel für ein Verfahren hilfreich?)
- Was würde uns helfen, mit Ihrem Kind zu kommunizieren?
- Welche Art von Spielzeug oder Aktivitäten bevorzugt Ihr Kind?
- Hat Ihr Kind Schwierigkeiten mit Veränderungen? Wenn ja, was hilft ihm dabei?
- Wurde Ihr Kind schon einmal operiert? Wenn ja, welche Techniken waren hilfreich oder nicht hilfreich?
- Reagiert Ihr Kind auf visuelle Hinweise? Wäre ein Video oder ein Bildbeispiel für ein Verfahren hilfreich?
Diagnostik
- CAVE: dauerhafte Verhaltensbeobachtung und -beurteilung und jeden Schritt der Untersuchung vorher ausreichend kommunizieren und die Grenzen der Patient*innen genauesten erfragen und beachten!
- Diagnostik gemäß ABCDE-Schema
- genaue Schmerzanamnese
- Flüssigkeitshaushalt beurteilen
- Suche nach Anzeichen für Infektionen o.Ä.
- Probleme mit der Verdauung, Stuhlgang und/oder Wasserlassen abklären
- Abschätzung des Maßes an Agitation und Unruhe
- Erfragen, ob ein Notfallplan für Phasen mit Agitation und Unruhe besteht
Therapie
- ruhiges, reizarmes und ggf. mit einfachen Hilfsmittel vertrautes Setting schaffen (Licht abdunkeln, laute Geräusche vermeiden/eliminieren, ruhiges Verhalten, verbale Deeskalation, Anwesenheit von Bezugspersonen als vertraute Gesichter zur beruhigen, geringstmögliche Anzahl an medizischem Personal)
- zur Beruhigung ggf. vertraute Techniken erproben, z.B. Musik, Spielzeug etc.
- körperliche Berühren so gering wie möglich halten und falls notwendig im besten Fall nur mit leichter Sedierung
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