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Leitlinie „Hämophilie“ des Orphan-Net

veröffentlichende Fachgesellschaft: Orphan-Net (Netzwerk für seltene Krankheiten)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 15.07.2014
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink:

Grundsätzliches

  • auch Faktor-VIII-Mangel, Faktor-IX-Mangel
  • X-chromosomal vererbte konstitutionelle hämorrhagische Erkrankung
  • charakterisiert durch einen quantitativen oder qualitativen Mangel an Faktor-VIII (FVIII) bei Hämophilie A bzw. an Faktor-IX (FIX) bei der Hämophilie B
  • Unterscheidung in drei Schweregrade
    • milde Hämophilie (Aktivität zw. 5 % – 40 %) – hämorrhagische Ereignisse zumeist posttraumatisch
    • mittelschwere Hämophilie (Aktivität zw. 1 % – 5 %) – spontane Blutungen, bevorzugt in den Gelenken (70%), der Muskulatur (15%) oder als Viszeralblutungen (15%)
    • schwere Hämophilie (Aktivität zw. < 1 %) – spontane Blutungen, bevorzugt in den Gelenken (70%), der Muskulatur (15%) oder als Viszeralblutungen (15%)

Notfallindikationen

  • potenziell lebensbedrohliche Situation aufgrund Menge (Hämoperitoneum, Psoashämatom) oder Lokalisierung der Blutung (Schädel- oder Wirbelsäulentrauma, Hals, Mundboden)
  • drohender Funktionsverlust aufgrund Hämatoms mit gefährlicher Lokalisierung (Auge, Kniekehle, Unterarm u.a.)
  • traumatisierte/schmerzende Gliedmaßen vorsichtig untersuchen, zu heftige Mobilisierung vermeiden

Diagnostik

  • CAVE: selbst bei geringfügigem Trauma, insbesondere des Schädels/der Wirbelsäule
  • CAVE: bei durch klinische Untersuchung schwer objektivierbaren starken Blutungen
  • Temperaturmessung nie rektal
  • Frage nach Hämophilie-Ausweis oder Behandlungsheft

Therapie

  • unter allen Umständen mit Bedacht mobilisieren
  • ausschließlich pVK (weder zentraler noch intramuskulärer oder arterieller Zugang)
    • Kompressionsverband an den Punktionsstellen (10 Minuten + Kompressionsverband)
    • bei schwerem Trauma (Schädel, Wirbelsäule, Abdomen) immer substituieren (lieber zu stark als zu schwach substituieren)
  • bei Intubation wegen des Risikos von bukko-pharyngealen Hämatomen auf optimale Sedierung achten; Intubation nur durch geübten Anwender
  • Nicht-steroidale Antiphlogistika sind kontraindiziert
Published inLeitlinien kompakt

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