veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 26.12.2018
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs
Diagnostik
- Abklärung
- Durchgängigkeit der Atemwege
- ausreichende Atmung
- hämodynamische Stabilität
- neurologische Status
- falls vorhanden, Sonografie
spezifische klinische Einsatzbilder
- Pneumothorax, Hämatothorax
- Tachypnoe
- unzureichende oder mühsame Atmung
- fehlende oder deutlich verminderte Atemgeräusche
- Spannungspneumothorax
- schwere oder fortschreitende Dyspnoe oder hämodynamische Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Thoraxtrauma
- Hypotonie und verminderte Perfusion
- ggf. Hypovolämie
- offener Pneumothorax (saugende Thoraxverletzung)
- Defekt in der Brustwand, der groß genug ist, um effektiven Luftaustausch zu beeinträchtigen (Luft strömt bevorzugt durch Defekt, wenn dieser größer als 2/3 des Trachealdurchmessers ist)
- Rippenfraktur & instabiler Thorax
- Schmerzen in der Brustwand und punktueller Druckschmerz (mit oder ohne Krepitation) bei stumpfem oder penetrierendem Thoraxtrauma
- oft in Verbindung mit Lungenkontusion, Pneumothorax/Hämothorax, Milz- oder Leberriss etc.
- grobe Instabilität der Brustwand
- paradoxe Atmung
- Lungenkontusion
- am häufigsten nach stumpfem Trauma oder Explosionsverletzung
- Atemnot und verminderte Atemgeräuschen auf der verletzten Seite
- Symptome treten oft nicht unmittelbar nach der Verletzung auf
- Unterscheidung Lungenkontusion und Pneumothorax ohne Röntgen schwierig; bei ausgeprägter Symptomatik und nicht minderbarer Schmerzsymptomatik eher von Pneumothorax ausgehen
- Herzbeuteltamponade
- in Betracht ziehen bei penetrierenden Verletzungen mit geringer Geschwindigkeit im Bereich unterhalb des Schlüsselbeins, oberhalb des Rippenbogens und medial der mittleren Schlüsselbeinlinie sowie Schussverletzungen mit hoher Geschwindigkeit und multiplen penetrierenden Explosionsfragmenten
- Sonografie zur schnellen und einfachen Diagnostik
- Hypotonie
- erweiterte Halsvenen
- gedämpfte Herztöne
- Ösophagusperforation
- Diagnose wird häufig verzögert gestellt
- tracheobronchiale Verletzungen
- subkutanes Emphysem
- Pneumothorax
- Hämoptyse
- Heiserkeit und Dysphonie
- Ateminsuffizienz
- Zwerchfellverletzungen
- häufig nach stumpfem Trauma mit hoher Energie oder bei penetrierenden thorakoabdominalen Verletzungen
- Auskultation von Darmgeräuschen im Brustkorb als starkes Indiz
- bei Sonografie Darm im Brustkorb zu sehen
- Blut aus dem Bauchraum kann durch Unterdruck in den Brustkorbs gezogen werden und dort ähnlich einem Hämatothorax wirken
Therapie
Spannungspneumothorax
- Nadeldekompression und anschließende Thoraxdrainage oder direkt Thoraxdrainage
- abhängig vom Patientenzustand oder Verfügbarkeit des Materials
- Nadeldekompression
- Nadel 14G oder größer entweder im 4. oder 5. ICR anteriore Axillarlinie oder 2. ICR mittlere Clavicularlinie
- Thoraxdrainage in stumpfer/offener Technik durchführen
offener Pneumothorax
- Erstversorgung mit Chest Seal o.Ä. bis Thoraxdrainage durchgeführt ist
Hämatothorax
- Anlage Thoraxdrainage
- bei sofortigen Rückfluss von 1500 mL Blut oder mehr sowie bei anfänglich weniger als 1500 mL, aber weiter anhaltender Blutung (200 – 250 mL/h), ist eine Thorakotomie indiziert
- Notfallthorakotomie bei Patient*innen mit Hämothorax nach penetrierender Verletzung und (drohendem) Kreislaufstillstand im Rahmen der Reanimation indiziert
- anterolaterale Thorakotomie bei massivem Hämothorax
- wenn nach ipsilateraler anterolateraler Thorakotomie eine intra-perikardiale Verletzung festgestellt wird, Umstellung auf Clamshell-Thorakotomie
V.a. Verletzung des Herzens oder großer Gefäße
- erfordert sofortigen chirurgischen Eingriff
- Perikardpunktion (unter Ultraschallkontrolle, falls verfügbar) bei Herzbeuteltamponade
- Volumentherapie kann Patient*innen vorübergehend stabilisieren
- Analgesie bei Patient*innen mit Verdacht auf isolierte Verletzung großer Gefäße (mit Mediastinalhämatom); ggf. kurz wirksamer Betablocker (z.B. Esmolol), um Tachykardie und Hypotonie zu verhindern
Rippenfraktur & instabiler Thorax
- kein chirurgischer Eingriff erforderlich, wenn keine massiven oder anhaltenden Blutungen in den Pleuraraum vorliegen
- mit Beeinträchtigungen der Oxygenierung oder Atmung insgesamt zusätzlich von Lungenkontusion ausgehen
- Analgesie, ggf. lokale und regionale Anästhetika in Betracht ziehen
- engmaschige Überwachung
- Sauerstoffzufuhr
- Beatmungsunterstützung nach Bedarf
tracheobronchiale Verletzungen
- primäres Ziel sind angemessene Oxygenierung und Beatmung
- Anlage Thoraxdrainage
- ggf. mit angeschlossener Absaugeinheit, bei Verschlechterung der Atmung Absauge entfernen und Heimlich-Ventil verwenden
- sofern Thoraxdrainage nicht für Verbesserung (Aufblähen der Lunge) sorgt, ggf. zweite Thoraxdrainage erwägen
- Vorschieben eines Endotrachealtubus in den rechten Hauptbronchus kann helfen einen signifikanten Tidalvolumenverlust bei linksseitigen Verletzungen zu kompensieren
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