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Leitlinie „Wound Management in the Austere Environment“ der WMS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Wilderness Medical Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2014
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.wem.2014.08.015

  • Erfragen des Tetanus-Impfschutzes
  • Wunden, bei denen das Risiko einer Tollwutexposition besteht, vorzugsweise mit einem viruziden Mittel spülen
  • manuelle Kompression ist in den meisten Fällen die Methode der Wahl zur akuten Blutstillung
    • sobald die akute Blutung gestillt ist, sind Druckverbände bei den meisten Wunden die Behandlung der Wahl zur Aufrechterhaltung der Blutstillung
    • Anheben der Extremitäten kann gewissen Nutzen bei der Blutstillung haben, ohne dass damit ein nennenswertes Risiko verbunden ist, außer es kommt zu einer Verzögerung von Immobilisation oder Evakuierung
    • Druckpunkte spielen bei der Blutstillung keine Rolle, und Versuche, sie anzuwenden, können die Anwendung wirksamerer Methoden verzögern
  • Tourniquet-Anlage ist wirksames Mittel zur Kontrolle arterieller Blutungen und sollte als primäre Maßnahme zur Kontrolle lebensbedrohlicher arterieller Blutungen an Extremitäten genutzt werden
    • Anlage eines Tourniquets ist wirksames Mittel zur Kontrolle von Blutungen, die mit anderen, weniger aggressiven Techniken nicht wesentlich verringert werden konnten
    • Tourniquets sollten nicht allein zum Zweck angelegt werden, eine intermittierende Perfusion zu gewährleisten
    • Anlegen einer Tourniquets als kurzfristige Überbrückungsmaßnahme zur Blutstillung ist angebracht, wenn sofortige Blutstillung aus logistischen Gründen, z.B. bei einem Massenanfall von Verletzten, erforderlich ist oder wenn der Patient sofort transportiert werden muss
      • Tourniquet muss sofort entfernt werden, sobald andere Methode zur Blutstillung möglich ist
  • Hämostatika können in Situationen, in denen herkömmliche Methoden nicht wirksam sind, zur Blutstillung eingesetzt werden
  • bei starker bakterieller Verunreinigung und Verschmutzung Versuch der Wundreinigung empfohlen
  • Fremdkörper, der aus kontaminiertem Material besteht oder kontaminiert ist, sollte vor Ort entfernt werden, wenn Entfernung einfach und mit geringem Komplikationsrisiko möglich ist
  • Wunden möglichst sauber behandeln (Handschuhe etc.); Sterilität ist nicht erforderlich
  • Verwendung einer Hochdruckspülung (mit 6 – 12 Pfund pro Quadratzoll) empfohlen, um die Wundinfektionsrate zu senken, insbesondere bei offenen Frakturen
    • Spülung so schnell wie möglich durchführen, da ein direkter Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt und der Wirksamkeit der Spülung besteht
    • Spülung sollte min. 1 l Spülflüssigkeit enthalten
    • Trinkwasser als bevorzugte Alternative für Wundspülung
  • Wunden mit stark zerstörtem/abgestorbenem Gewebe offen lassen
  • wenn zur Erleichterung der Wundversorgung oder des Wundverschlusses Haarentfernung erforderlich ist, Haare eher abschneiden als rasieren
    • die meisten sauberen Wunden können bis zu 6 Stunden nach Verletzung sicher verschlossen werden, bei Wunden im Gesicht und auf der Kopfhaut sogar bis zu 10 Stunden
  • sauberer, schützender Wundverband zur Abdeckung der Verletzungen
  • für Behandlung von Schürfwunden gelten die gleichen Empfehlungen wie für Risswunden; Wunden nicht verschließen, sondern mit nicht haftendem Verband abdecken
  • bei zirkulären Verbrennungen mit Risiko eines Kompartmentsyndroms Escharotomie durchführen
  • Behandlung mit systemischen Antibiotika ist angezeigt bei
    • offenen Frakturen
    • menschlichen Bissen
    • Säugetierbissen an der Hand
  • keine Behandlung mit systemischen Antibiotika zur prophylaktischen Anwendung bei Verbrennungswunden
  • Patienten mit den folgenden Wunden benötigen eine Versorgung, die in der Wildnis nicht möglich ist, und sollten evakuiert werden
    • alle komplexen Wunden, die nicht primär geschlossen sind
    • offene Frakturen
    • Wunden mit zugrunde liegenden Sehnen-, Gelenk-, Nerven- oder Gefäßschäden
    • Wunden, die auf Säugetierbisse zurückzuführen sind
    • jede Wunde, die erste Anzeichen einer Infektion aufweist, wenn keine geeigneten Antibiotika zur Verfügung stehen
    • Wunden mit Fortschreiten der Infektion nach Verabreichung von Antibiotika
    • Wunden in Verbindung mit einem großen Fremdkörper, insbesondere wenn dieser organischer Natur ist
    • Wunden mit Symptomen einer systemischen Toxizität (Fieber, Bewusstseinsstörungen, Schock)
    • Wunden, die unterkühlt sind
    • Wunden mit tastbaren Blasen im Weichteilgewebe
    • Wunden mit signifikant zerstörtem/abgestorbenem Gewebe
    • tetanusgefährdete Wunden, die eine Immunisierung erfordern
    • Bisswunden mit der Möglichkeit einer Tollwutinfektion, die Immunisierung erfordern
    • Verbrennungswunden, die mit einem der folgenden Punkte in Verbindung stehen:
      • Verletzung der Atemwege durch Einatmen (Verbrennung der Atemwege)
      • Verbrennungen des Brustkorbs, die die Beatmung beeinträchtigen
      • große Verbrennungen an Händen, Füßen, Genitalien, Schleimhäuten oder im Gesicht
      • Verbrennungen am größten Teil des Körpers
      • Verbrennungen mit Ausdehnung in die Tiefe des Gewebes & > 5 % VKOF
      • Verbrennungen von leichter bis mittlerer Ausdehnung in die Tiefe des Gewebes & > 10 – 20% VKOF
      • infizierte Verbrennungen
      • Verbrennungen mit unkontrollierten Schmerzen
      • Verletzungen durch Blitze
      • elektrische Verbrennungen
      • chemische Verbrennungen
Published inLeitlinien kompakt

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