veröffentlichende Fachgesellschaft: Wilderness Medical Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 17.07.2019
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.wem.2019.05.002
Klassifikation von Erfrierungen
- Erfrierungen Grad I
- Taubheit und Rötung
- an Verletzungsstelle bildet sich weißer oder gelber, fester und leicht erhabener Belag
- kein grober Gewebsuntergang auf; ggf. leichte Ablösung der Epidermis kommen
- leichte Ödeme sind üblich
- Erfrierungen Grad II
- verursachen oberflächliche Hautblasen
- in den Blasen befindet sich eine klare oder milchige Flüssigkeit, die von Erythem und Ödemen umgeben ist
- Erfrierungen Grad III
- verursachen tiefer liegende, hämorrhagische Blasen
- Verletzung bis in retikuläre Dermis und unter dermales Gefäßgeflecht vorgedrungen
- Erfrierungen Grad IV
- durchdringen die Dermis vollständig
- betreffen das vergleichsweise avaskuläre subkutane Gewebe, wobei die Nekrose bis in die Muskeln und Knochen reicht
Therapie
- Behandlung von Hypothermie oder schweren Traumata
- keine routinemäßige Sauerstoffgabe
- Sauerstoff über Gesichtsmaske oder Nasenbrille, wenn der Patient hypoxisch ist (Sauerstoffsättigung < 88 %) oder sich in einer Höhe von > 4000 m befindet
- Schmuck oder andere Fremdkörper von den betroffenen Körperteil entferne
- rasches Aufwärmen in 37 – 39 °C erwärmten Wasser bis der Bereich sich weich und geschmeidig anfühlt (ca. 30 Minuten); spontanes oder passives Auftauen zulassen, wenn ein rasches Aufwärmen nicht möglich ist
- Analgesie
- Ibuprofen (12 mg/kg/Tag, zweimal täglich verteilt), falls verfügbar; max. 2400 mg/Tag auf vier Gaben verteilt
- Schmerzmittel (z. B. Opiate) nach Bedarf
- betroffene Stellen an der Luft trocknen lassen (d.h. Stelle nicht warm reiben)
- falls verfügbar, topische Aloe-Vera-Creme oder -Gel vor dem Anlegen von trockenen, sterilen Verbänden auf das aufgetaute Gewebe auftragen
- erfrorene Stellen sowie zwischen den Zehen und Fingern
- betroffene Stellen vorher mit trockenen Mullbinden abdecken
- Wundauflagen locker wickeln, um Schwellungen zu ermöglichen, ohne Druck auf das darunter liegende Gewebe auszuüben
- betroffene Körperteil nach Möglichkeit über Herzhöhe hochlagern, was Ödem-Bildung verringern kann
- systemische Hydratation
- orale Flüssigkeitszufuhr, wenn der Patient wach ist, Schutzreflexe hat und sich nicht erbricht
- bestehen Übelkeit oder Erbrechen oder ein veränderter Bewusstseinsstatus, intravenöse Gabe normaler Kochsalzlösung, um normale Urinausscheidung aufrechtzuerhalten
- intravenöse Flüssigkeiten sollten vor Infundierung optimal erwärmt werden (min. auf 37 °C, vorzugsweise jedoch auf 40 bis 42 °C) und in kleinen (z.B. 250 mL), schnellen Boli infundieren
- Flüssigkeitszufuhr optimieren, um klinische Dehydrierung zu verhindern
- Gehen auf aufgetauter unterer Extremität vermeiden (es sei denn, es sind nur die distalen Zehen sind betroffen); Extremität polstern und schienen, falls Fortbewegung unter Nutzung der betroffenen Extremität notwendig ist
- langsames Auftauen sinnvolle Alternativ ist, wenn dies die einzige verfügbare Möglichkeit ist
- kein routinemäßiges Debridement von Blasen vor Ort durchführen
- wenn eine, flüssigkeitsgefüllte Blasen angespannt sind und hohes Risiko besteht, dass sie bei der Evakuierung reißen/platzen, Blase vor Ort öffnen, absaugen und trockenen Mullverband angelegt
- hämorrhagische Bullae nicht vor Ort absaugen oder debridieren
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