veröffentlichende Fachgesellschaft: Orphan-Net (Netzwerk für seltene Krankheiten)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 15.07.2014
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.orpha.net/data/patho/Emg/de/Emergency_HemiplegischeMigraene–dePro1031.pdf
Grundsätzliches
- auch Migräne mit motorischer Aura
- seltene Migränenvariante mit motorischer Aura (Migräne, begleitet von einer vorübergehenden motorischen Schwäche)
- typischen Anfälle durch motorische Schwäche gekennzeichnet, die immer mit mindestens einem weiteren Aurasymptom verbunden sind (Sensibilitäts-, Seh- und Sprachstörungen)
- Symptome der Migräne vom so genannten Basilaris-Typ: Schwindel, Instabilität, Tinnitus
- schwere Anfälle sind gekennzeichnet durch anhaltende motorische Schwäche, Verwirrtheit oder Koma, Fieber und epileptische Anfälle
- 80 – 90% der Patienten sind asymptomatisch; 10 – 20% der Fälle kann das klinische Bild dauerhafte cerebelläre Symptome (Nystagmus, Ataxie, Dysarthrie), seltener Epilepsie und Minderbegabung einschließen
Notfallindikationen
- Schwere Anfälle: anhaltende motorische Schwäche, Hyperthermie (manchmal stark), Verwirrtheit, Koma mit Folgekomplikationen (Erregung, Aspirationsgefahr, Aussetzen der Atmung), epileptische Anfälle, Status epilepticus
- geringfügiges Schädeltrauma oder eine Stresssituation kann einen Anfall auslösen
Diagnostik
- bei ungesicherter Diagnose Suchen nach vaskulären oder infektiösen Ursachen
- typischer Anfall
- Beschreibung des Anfalls
- Aura beginnt meistens mit fortschreitenden Seh- und Sensibilitätsstörungen mit einseitigen bis zum Gesicht aufsteigenden Parästhesien
- später Sprachstörungen und motorische Ausfällen (Hemiparese häufiger als Hemiplegie)
- neurologische Ausfallerscheinungen haben Dauer von 10 Minuten bis zu mehreren Stunden
- Kopfschmerzen setzen während oder nach den Ausfallerscheinungen ein und sind häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit
- schwerer Anfall
- Zeichen eines schweren Anfalls und Komplikationen:
- tiefes Koma
- Versagen der Atmung
- Hyperthermie (bis zu 41°C möglich)
- vollständiger neurologischer Ausfall: Hemiplegie, Mutismus, Schluckstörungen
- hochgradige Verwirrtheit mit Erregung und Halluzinationen
- Erbrechen (Aspirationsgefahr)
- epileptische Anfälle, manchmal auch partieller oder generalisierter Status epilepticus
- Klinische Untersuchungen (vor Ort, später regelmäßig)
- Bewusstseinszustand: Glasgow-Komaskala (kann bis zu einem Punktwert von 3 fallen)
- Monitoring der Herz- und Atemfunktion: Atemfrequenz, Sättigung, Puls und Blutdruck, pulmonale Auskultation (Obstruktion oder Aspiration)
- Temperatur: Hyperthermie bis zu 41°C möglich
- Intensität des Ausfalls: Hemiplegie, Mutismus, Schluckstörungen
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Zeichen eines schweren Anfalls und Komplikationen:
Therapie
- es gibt keine wirksame Behandlung der Aura; keine Triptane verabreichen; kein Nimodipin verabreichen (CAVE: Verschlimmerung der Aura bei schwerem Anfall)
- Behandlung des Anfalls:
- Paracetamol
- nicht-steroidale Antiphlogistika (Ketoprofen, Aspirin)
- antiemetische Neuroleptika (Metoclopramid)
- Beseitigung einer Hypoglykämie
- typischer Anfall
- es gibt keine wirksame Behandlung der Aura; keine Triptane verabreichen; kein Nimodipin verabreichen (CAVE: Verschlimmerung der Aura bei schwerem Anfall)
- Schmerzprävention
- NSARs (Ketoprofen 150 mg) oral oder Aspirin 1 g
- bei starker Übelkeit: rektal, Ketoprofen 100 mg und Metoclopramid 10 mg
- bei bereits starken Kopfschmerzen und Erbrechen: Infusion i.v.: Perfalgan 1 g und Metoclopramid 10 mg
- schwerer Anfall
- Magensonde
- peripherer Venenzugang
- es gibt keine wirksame Behandlung der Aura; keine Triptane verabreichen; kein Nimodipin verabreichen (CAVE: Verschlimmerung der Aura bei schwerem Anfall)
- Hyperthermie: Perfalgan i.v. 1 g alle 8 Stunden
- Kopfschmerzen: Perfalgan i.v. mit Metoclopramid bei Übelkeit, manchmal auch Ketoprofen 100 mg alle 12 Stunden.
- epileptische Anfälle und Status epilepticus: Antiepileptikum i.v. und/oder oral, gleiches therapeutisches Vorgehen wie bei epileptischen Anfällen anderer Ursache
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