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Leitlinie „Analgesia and Sedation Management during Prolonged Field Care“ des JTS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 11.05.2017
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs

Prioritäten in der Versorgung im Zusammenhang mit Analgesie und Sedierung

  • Unfallopfer am Leben halten; Analgesie und/oder Sedierung erst, wenn alle anderen andere Versorgungsprioritäten abgearbeitet sind (z.B. Blutungskontrolle)
  • Aufrechterhaltung der Perfusion; keine Medikamente geben, die den Blutdruck senken oder die Atmung unterdrücken, wenn sich der/die Patient*in im hämorrhagischen Schock befindet oder an einer Atemnot leidet
  • Schmerzen lindern (Analgesie)
  • Sicherheit aufrechterhalten/geben; Unruhe und Angst können zu unerwünschten Vorfällen führen, daher ggf. Sedierung notwendig
  • bei schmerzhaften Eingriffen und einigen Maßnahmen kann Amnesie von Vorteil/erwünscht sein

Prinzipien in der Versorgung im Zusammenhang mit Analgesie und Sedierung

  • i.v. oder i.o. gegenüber i.m. bevorzugen
  • nach Wirkung titrieren; besser öfters wenig, als einmal zu viel, um über längeren Zeitraum konstantes Maß an Analgesie und Sedierung zu erreichen (fehlende Reversibilität)
  • je geringer das Blutvolumen, desto weniger Medikamente und Zeit werden benötigt, um ähnliche Wirkung wie bei normovolämischen Patienten zu erzielen; niedrig beginnen, langsam vorgehen

Grundsätze der Medikamentengabe/-anwendung

  • Schmerz in drei Kategorien einteilbar
    • Grundschmerz: Schmerz, der aufgrund Verletzung oder Wunde vorhanden ist
      • so behandelt werden, dass Patient in Ruhe wohlfühlt, aber Atmung, Kreislauf und Vigilanz nicht beeinträchtigt werden
    • Durchbruchschmerz: akuter Schmerz, der durch Bewegung/Manipulation ausgelöst wird
      • je nach Bedarf behandeln
      • wenn Durchbruchschmerz häufig oder in Ruhe auftritt, Schmerzmedikation erhöhen
    • prozedurale Schmerzen: akute Schmerzen im Zusammenhang mit bestimmten Maßnahmen
      • antizipieren und periprozedural behandeln
  • Analgesie = Linderung von Schmerzen; Hauptaugenmerk bei Medikamenten sollte nur die Schmerzlinderung sein
    • bedenken, dass nicht jede*r Patient*in sofort eine Analgesie benötigt
    • bedenken, dass instabile Patienten möglicherweise primär andere Therapien oder Wiederbelebungsmaßnahmen benötigen
    • Sedierung = Linderung von Erregung oder Angst
      • führt ggf. in einigen Fällen Amnesie herbei
      • häufigste Ursachen für Unruhe sind unbehandelte Schmerzen oder andere physiologische Probleme wie Hypoxie, Hypotonie oder Hypoglykämie
      • am häufigsten eingesetzt, um Sicherheit des/der Patient*innen zu gewährleisten oder um Amnesie des Patienten ereignisspezifisch zu erreichen (z.B. Reposition)
  • Patient*innen sprechen unterschiedlich auf Medikamente an, insbesondere dosisabhängig
    • im Allgemeinen erzielen einzelne Medikamente die gewünschte Wirkung, wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden; je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher sind Nebenwirkungen
    • Ketamin, Opioide und Benzodiazepine, die zusammen verabreicht werden, einen synergistischen Effekt (Wirkung wird ggf. „vervielfacht“, nicht „addiert“)
  • langsam vorgehen, niedrigere Medikamentendosen verwenden, nach Wirkung titrieren und häufiger nachdosieren
    • hohe Dosen können zu dramatischen Schwankungen zwischen Übersedierung mit Unterdrückung der Atmung und Hypotonie im Wechsel mit Erregung und Emergenzphänomenen führen

Monitoring

  • Patienten, die Analgesie und Sedierung erhalten, engmaschig auf lebensbedrohliche Nebenwirkungen der Medikamente überwachen
    • Mindestens: manuelle Blutdruckmessung, Stethoskop, Pulsoximeter
    • Besser: Kapnographie zusätzlich zu den Mindestanforderungen
    • am Besten: Monitor mit kontinuierlicher Anzeige der Vitalzeichen und Kapnographie

medikamentöse Therapie

  1. klinischen Zustand identifizieren
    • Standardanalgesie ist für die meisten Patienten geeignet/ausreichend
    • stärkere Analgesie erforderlich bei Patienten, bei denen mit Standardanalgesie keine ausreichende Schmerzkontrolle erreicht werden kann
    • stärkere Sedierung erforderlich, um die Kontrolle über den/die Patient*in zu erlangen, um die Sicherheit des Patienten oder die notwendige Lagerung zu gewährleisten
  2. ggf. weitere Analgetika/Sedativa bereitstellen
  3. Verwendung des Richmond Agitation-Sedation Scale (RASS) erwägen, um den Sedierungsgrad zu ermitteln
Published inLeitlinien kompakt

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