veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 26.04.2021
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs
Grundsätzliches
- Schmerzen sind allgegenwärtig und obligatorischer Bestandteil der Traumaversorgung
- andere mögliche physiologische Ursachen für Schmerz in Betracht ziehen
standardisierte und validierte Bewertungssysteme
- DoD/VA Pain Rating Scale
- Richmond Agitation Sedation Scale (RASS) zur Beurteilung von Angstzuständen
- Confusion Assessment Method (CAM) zur Beurteilung des Vorliegens eines Delirs
- Defense and Veterans Pain Rating Scale (DVPRS) zur Beurteilung von Schmerzen
Bewertung von Schmerzen
- frühstmögliche Bewertung von Schmerzen, da diese anfangs auch durch die Gesamtsituation überdeckt sein können
- schwerverletzte, nicht intubierte Patienten alle 1 – 4 h auf Schmerzen untersuchen
- alle intubierten Patienten kontinuierlich auf Schmerzen und die Linderung selbiger untersuchen
- Zeichen für unzureichende Analgesie bei intubierten Patienten
- Tachykardie
- Bluthochdruck
- Unruhe/Agitation/Delir
Bewertung von Unruhe und Delir
- Beurteilung von Angstzuständen, Unruhe, Delirium und Schmerzen kann durch traumatischen Hirnverletzung erschwert sein
- bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Schädel-Hirn-Trauma besteht besonders hohes Risiko für atypische und/oder paradoxe Reaktionen auf sedierende und stimulierende Medikamente
Behandlung von Schmerzen
- bei leichten bis mäßigen Schmerzen Paracetamol oral
- bei mäßigen bis starken Schmerzen 800 µg Fentanyl oral (0,4 mg Naloxon i.v./i.m. als Antidot bereithalten)
- bei mäßigen bis starken Schmerzen 50 mg Ketamin i.m./i.n. IM oder 20 mg Ketamin langsam i.v./i.o. alle 20 min
Patientengesteuerte Analgesie (PCA)
- 1 – 3 mg Morphin alle 10 – 20 min
- 0,1 – 0,3 mg Hydromophon alle 10 – 20 min
- 15 – 25 µg Fentanyl alle 10 – 20 min
Behandlung von Angstzuständen und Agitation
- Propofol zur schnellen Sedierung intubierter, intensivpflichtiger Patienten aufgrund schneller Wirkung und kurzer HWZ
- Clonidin (Alpha-2-Adreno-Agonist): wirksames Medikament zur Behandlung von Patienten mit Angst und Unruhe; auch zur leichten Sedierung und Analgesie einsetzbar
- Haloperidol (Haldol®) und Quetiapin (Seroquel®) zur Therapie des Delirs
- QTc-Intervall mittels EKG überwachen (Absetzen, wenn QTc-Wert > 500 ms oder sich das Intervall um 60 ms gegenüber dem Ausgangswert verlängert)
Vermeidung von Komplikationen
- Medikamente gezielt und dosiert einsetzen, um bestimmtes Ziel zu erreichen:
- NRS < 4
- Aufrechterhaltung eines ausreichenden Bewusstseins des Patienten
- Verringerung der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung
- Besserung der Symptome von Angst, Delirium oder Unruhe
Therapie der Übelkeit und des Erbrechens
- häufige Nebenwirkung sowohl durch Trauma, als auch durch Analgetika
- prophylaktische Antiemetika-Gabe erwägen; sofortige Behandlung bei Übelkeit und Erbrechen
- Ondasetron als Mittel der ersten Wahl bei akuter unklarer und traumabedingter Übelkeit
- keine Auswirkung auf Bewusstsein oder Atemantrieb
- 4 – 8 mg i.v. (keine klinisch signifikanten Auswirkungen auf das QT-Intervall)
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