veröffentlichende Fachgesellschaft: Joint Trauma System – Department of Defense Center of Excellence for Trauma
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 18.07.2018
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://jts.health.mil/index.cfm/PI_CPGs/cpgs
Grundsätzliches
- potenziell lebensrettender Eingriff für Patienten, welche nach Verletzungen einen kardio-vaskulären Kollaps oder vollständigen Herzstillstand aufgrund potenziell reversibler Ursachen entwickeln oder zu erleiden drohen
- alternativ Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta (REBOA)
- potenzielle Alternative zur ERT
- sorgt für Aortenverschluss und damit für die Kontrolle der Bauch- und Beckenblutung
- Therapie-Ziele der ERT
- Kontrolle der intrathorakalen Blutung
- Behandlung einer Herztamponade
- interne Herzdruckmassage
- Aortenverschluss zur Kontrolle der infradiaphragmalen Blutung und zur Maximierung/Sicherstellung der zerebralen und koronaren Perfusion
Kriterien für ERT, v.a. im Rahmen von MANV-/TCCC-Lagen oder im militärischen Bereich
- Durchführung nur durch mit dem Verfahren vertrauten und darin geschulten Personen
- absolute Indikationen in TCCC-Lagen
- penetrierendes Thorax-/Extremitätentrauma mit kürzlich stattgefundenem Kreislaufstillstand (< 15 min) oder drohendem Herzstillstand
- stumpfes Thorax-/Extremitätentrauma mit vorhandenem Kreislauf vor Eintreffen im Krankenhaus und bezeugtem Herzstillstand nach Ankunft oder refraktärem Schock mit drohendem Herzstillstand
- relative Indikationen in TCCC-Lagen
- penetrierendes/stumpfes Thorax-/Extremitätstrauma mit Kreislaufstillstand vor Eintreffen im Krankenhaus, aber mit ROSC bei Ankunft (EKG-Rhythmus mit Auswurf und/oder Herzaktivität im Ultraschall)
- potenziell behandelbare stumpfe/penetrierende Schädelverletzungen mit vorhandenem Kreislauf und Kreislaufstillstand nach Eintreffen oder drohendem Herzstillstand
- Kontraindikationen
- stumpfe Verletzungen mit Herzstillstand vor Eintreffen in KH (entkoppelter EKG-Rhythmus und/oder fehlende Herzaktivität im Ultraschall)
- MANV-Lagen
- kritische Schritte im Rahmen der ERT
- Erkennen und Behandeln einer Herztamponade
- Kontrolle größerer Thoraxblutungen
- Einleitung einer offenen Herzdruckmassage
- Abklemmen der absteigenden Aorta
- Durchführung einer zeitgleichen rechtsseitig-anterolateralen Thorakotomie oder „Clamshell“-Thorakotomie bei Anzeichen für eine rechtsseitige Thorax- oder Mediastinalverletzung, welche von linksthorakal nicht erreichbar ist
- entscheidend für erfolgreiche ERT sind
- sicherer, großlumiger i.v.-/i.o.-Zugang
- endotracheale Intubation
- Einleitung der Damage Control Resuscitation (DCR)
- Anlage einer oro-/naso-gastrischen Sonde
- penibel auf Tragen der PSA achten, um akzidentielle Verletzungen und/oder infektiöse Expositionen durch Nadelstiche, Schnitte, Augenspritzer usw. zu vermeiden
Indikationen für ERT im zivilen Bereich
- ERT i.d.R. nur bei penetrierenden Traumata, die entweder zum Herz-Kreislaufstillstand oder zu einem kurzzeitigen Kreislauf-Verlust geführt haben
- Patient*innen mit penetrierenden kardialen Verletzungen, die bis zum Eintreffen im KH bezeugbare/messbare Lebenszeichen (Pupillenreaktion, Spontanatmung, Karotispulse, messbarer Blutdruck, Bewegung der Extremitäten, Herztätigkeit mit Auswurf) haben
- Patienten mit penetrierenden nicht-kardialen Thoraxverletzungen
- Patienten mit blutenden abdominellen Gefäßverletzungen (v.a. hier alternativ REBOA)
- Patienten mit prähospitalem Herzstillstand und
- Reanimationsdauer < 10 min bei stumpfen Trauma
- Reanimationsdauer < 15 min bei penetrierenden Verletzungen
- penetrierendes Thoraxtrauma mit Lebenszeichen, aber pulslos bei Ankunft
- penetrierendes Thoraxtrauma ohne Lebenszeichen und bei Ankunft pulslos
- penetrierendes nicht-thorakales & nicht-kranielles Trauma mit Lebenszeichen, aber ohne Puls bei Eintreffen
- penetrierendes nicht-thorakales & nicht-kranielles Trauma ohne Lebenszeichen
Durchführung der ERT
- Ziel ist immer Blutung stoppen und angemessene zentrale Perfusion wiederherstellen
- liegt zusätzlich eine rechts-thorakale Verletzung vor, ggf. bilaterale Thorakotomie oder „Clamshell“-Thorakotomie erwägen
Ablauf der ERT
- anterior-laterale Inzision linksseitig
- Eröffnung des Herzbeutels
- Kontrolle/Behandlung der kardialen Verletzung
- ggf. vorübergehende Kontrolle aktiver Lungenblutungen
- Cross-clamping (Abklemmen) der absteigenden Aorta
- interne Herzdruckmassage und Defibrillation
- Reparatur anderer thorakaler, abdomineller oder peripherer Verletzungen
falls möglich, zeitgleich Massentransfusion sowie ggf. notwendige medikamentöse Therapie starten
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