veröffentlichende Fachgesellschaft: World Federation of Neurosurgical Societies (WFNS)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.02.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.wnsx.2024.100278
Grundsätzliches
- Schmerzen im unteren Rückenbereich sind häufiges und unspezifisches Symptom
- Prävalenz muskoloskelettaler Erkrankung liegt bei ∼ 85 %
- ca. 20 % der Patient*innen mit akuten Rückenschmerzen entwickeln später chronische Rückenschmerzen
- bis zu 85 – 90 % der Patient*innen mit akutem LWS-Schmerz haben unspezifische Schmerzen und 10 – 15 % haben neurologische Defizite (z.B. durch Nervenkompression bei Spinalkanalstenose) oder schwerwiegende Grunderkrankungen (z.B. Malignome oder Frakturen)
- Einteilung in akut (Tage bis 4 Wochen), subakut (4 – 12 Wochen) und chronisch (> 12 Wochen)
- Mythos, dass Ätiologie unspezifischer LWS-Schmerzen unbekannt ist, ist falsch, denn i.d.R. gibt es klar zurückzuführende Ursache wie z.B. Bandscheiben o.Ä.
Klassifikation
- diskogener Rückenschmerz (Degeneration der Bandscheibe)
- Schmerzen in der Mitte des unteren Rückens mit minimaler Ausstrahlung
- Ausstrahlung ins Gesäß oder in die Oberschenkel
- Verschlimmerung bei Beugung (Sitzen etc.) und Linderung in Rückenlage/im Stehen sowie Husten oder Valsalva-Provokation
- Schmerz als tief sitzend und dumpf beschrieben
- häufig bei übergewichtigen Patienten und Rauchern
- Facettengelenksschmerzen
- Verschlimmerung bei Extension
- fortschreitende degenerative Erkrankung der Lendenwirbelsäule als Ursache
- häufig Berichte über Rückensteifigkeit (typischerweise Verschlimmerung am Morgen oder nach längerem Sitzen)
- Schmerz als tief sitzend beschrieben, mit einseitiger oder beidseitiger Lokalisation
- gelegentlich Ausstrahlung auf eine oder beide Gesäßseiten, Leisten und/oder Oberschenkel bis hin zum Knie
- Verschlimmerung bei psychosozialem Stress, erhöhter/verringerter körperlicher Aktivität, lumbaler Extension mit/ohne Rotation sowie langem Stehen oder Sitzen
- Iliosakralgelenksschmerzen
- zahlreiche systemische oder lokale Ursachen möglich (z.B. Trauma, Infektion, Skoliose etc.)
- typischerweise Schmerzen im unteren Rücken oder oberen Gesäß
- Provokation durch verschiedene Tests möglich (z.B. FABER-Patricks- oder Gaenslen-Test)
- drei positive Provokationstests sind Indiz für Iliosakralgelenkschmerz
- myofasziale Schmerzen
- myofasziale Triggerpunkte am Rücken mit Hyperästhesie, die sich in den Faszien, Sehnen und/oder Muskeln befinden
- reproduzierbarer Schmerz bei fester Palpation
- Provokation auch durch Vorwärtsbeugung möglich
- Bewegungsumfang der Lendenwirbelsäule ist ebenfalls eingeschränkt
Diagnostik
Red Flags
- Red Flags für vermutliche Fraktur
- schweres Trauma
- leichte Traumata bei älteren Menschen oder Osteoporose
- Red Flags für vermutliche(n) Tumor oder Infektion
- Alter < 18 Jahre oder > 50 Jahre
- Drogen-/Substanzkonsum
- Fieber
- Krebserkrankung in der Vorgeschichte
- aktuelle Infektion
- Immunsuppression
- schlimmerer Schmerz in der Nacht oder in Rückenlage
- neurologische Defizite
- motorische oder sensorische Beeinträchtigung
- Blasen- oder Darmfunktionsstörungen
Empfehlungen
- diagnostische Bildgebung bei anhaltenden radikulopathischen Symptomen, schweren progressiven neurologischen Defiziten oder schweren Grunderkrankungen mit akutem LWS-Schmerz
- bei erstmaligen, akuten LWS-Schmerz ohne Red Flags ist keine radiologische Untersuchung erforderlich
- MRT-Diagnostik bei vorhandenen Red Flags oder bestehender Schmerzsymptomatik > 6 Wochen
- CT-Diagnostik besser für Knochendarstellung geeignet und MRT besser für Darstellung von Weichteilpathologien wie Bandscheibenerkrankungen oder Spinalkanalstenose
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